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spacer.gif   Dirty Business - Schmankerl von Wolfgang Jürgens
veröffentlicht am Donnerstag, 20. Juli 2006, 09:25 Uhr
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Deutsche Stimme / JN-Feste in Pappritz Hintergrundinformationen der Kampagne
"Keine Geschäfte mit Nazis - der NPD den Boden entziehen"
zum "Deutsche Stimme Pressefest" am 05.08.2006 in Dresden.

Pullacher Stammtischgeschichten.

Pullach, Oberbayern, Mitte der Neunziger Jahre. Wir befinden uns in einem rustikalen Dorfwirtshaus, sowohl die Einrichtung der Gaststube als auch die lederbehosten respektive dirndltragenden Gäst_innen des Etablissements strahlen den durchdringenden Geruch schalen Weißbiers und alten Leberkäses aus.

Am Stammtisch kauert ein Mann in seinen Mitfünfzigern über einer Laugenbreze und einem halb ausgetrunkenen Bierkrug – es scheint für diesen Abend weder der erste noch der letzte zu sein. Obwohl er vom Rest des Publikums gemieden wird, macht er sich offensichtlich wenig daraus – mensch merkt gleich: wir haben es hier mit einem Archetyp des stammtischkrakeelenden Feierabendintriganten zu tun.

Offenbar ohne sich darum zu kümmern, wen es interessiert, fängt er unvermittelt an zu keifen: „Der Bürgermeister ist eine falsche Bazille. [...] Den krieg' ich sowieso ran, weil er die Hand aufgehalten hat beim Schwimmbad-Anbau. Meine Anzeige ist schon so gut wie fertig.“ Nun erst wird klar, dass es sich hier nicht um einen x-beliebigen Stammtisch-“Philosophen“ handelt, wir blicken hier auf Wolfgang Jürgens, seines Zeichens Immobilienunternehmer, stolzer Eigentümer einer Matratzenfabrik in der Schweiz und nicht zuletzt Gemeinderatsmitglied für die „Freie Wählergemeinschaft“ von Pullach.

Diese Funktion als Mitglied des Gemeinderats weiß Jürgens in seinem Kampf als selbst herbeihalluzinierter David gegen den Goliath der ungerechten Staatsgewalt – die Gemeinde hatte ihm einst den Bau einer Tennishalle untersagt – durchaus zu nutzen. So machte seine Erklärung, er habe den ihm missliebigen Pullacher SPD-Bürgermeister in dessen Büro mit seiner Sekretärin in unzweideutiger Pose überrascht, als Pullacher „Unterhosen-Affäre“ in ganz Bayern von sich reden und führte letztendlich zum Rücktritt des Bürgermeisters – obwohl dieser Jürgens' Geschichte dementierte.

Der Unterhosenschnüffler am Stammtisch lässt sich jedoch von Nachfragen diesbezüglich nicht beeindrucken und fährt stattdessen mit seinem zweiten Lieblingsthema fort: dem damals noch in Pullach ansässigen BND: „Die sollen aus unserem schönen Pullach verschwinden, die Behörde liegt der Gemeinde nur auf der Tasche und ruiniert unseren Ruf.“ Nun mag mensch sicher mehr als genügend berechtigte Kritik am deutschen Geheimdienst haben, die Kosten, die dieser verursacht und der Ruf, den er angeblich schädigt, sind jedoch die am wenigsten greifenden Argumente – wenn auch die deutschesten.

Doch Jürgens hat noch lange nicht alles vorgebracht. Nach einem tiefen Zug aus dem mittlerweile neubefüllten Bierkrug mahnt er: „Die sind gefährlicher als die ganze Aum-Sekte da in Japan.“ Mit der bedrückenden Furcht, der BND könnte jeden Augenblick einen Giftgasanschlag auf das Pullacher U-Bahn-Netz verüben, verlassen wir fluchtartig das Lokal und das beschauliche Pullach.

Ein Hauch geistiger Brandstiftung

Zehn Jahre später – er hat mittlerweile seinen Wohnort vom bayerischen Hinterland ins nicht wesentlich weltstädtischere Dresden verlegt – macht Wolfgang Jürgens wieder von sich reden, er ist nunmehr Eigentümer zweier Tennishallen im Oberpfälzer Grafenwöhr und im sächsischen Dresden-Pappritz – nachdem ihm der Bau einer solchen im heimischen Pullach ja nicht vergönnt gewesen war. Die Hallen sollten hauptsächlich zur sportlichen Ausbildung seiner Tochter Jenny dienen, in der er wohl eine neue Steffi Graf sehen wollte.

Seine Träume von Größe und Berühmtheit sollten allerdings nicht aufgehen, sei es dadurch, dass – wie offiziell verlautbart wird – Tochter Jenny sich eine Verletzung der Wirbelsäule zuzog, oder dadurch, dass das angehoffte Tennistalent sich schlicht und einfach nicht so viel aus der Sportart machte – jedenfalls verdingte sie sich stattdessen in der florierenden IT-Branche, Vater Jürgens blieb auf seinen beiden Tennishallen sitzen.

Auch die Hoffnung Jürgens', die Grafenwöhrer Halle würde sich durch die Nutzung durch örtliche Tennisspieler_innen amortisieren, geht nicht auf – auch die Anwohner_innen scheint die Sportart eher wenig zu begeistern. Als wir Jürgens vor der Halle wiedertreffen, klagt er von seiner imaginierten Rolle als durch die Gesellschaft unterdrückter Outcast: „Die Grafenwöhrer haben mir nur Schwierigkeiten bereitet. Aber nun wisch ich ihnen eins aus!“

Jürgens legt seine neue Geschäftsidee vor: er hat vor die Halle an die Nazi-Partei NPD zu verkaufen, die momentan auf Immobiliensuche ist. „Es wäre mir schon sympathisch, wenn ich meine Tennishalle an die NPD veräußern könnte“, meint er. Allerdings gestalten sich die Kontakte momentan noch schwierig: „Die müssen sich zurzeit gegen die Anschuldigungen wegen der Holocaust-Sache zur Wehr setzen“. Mit der „Holocaust-Sache“ meint der selbsterklärte Nazi-Sympathisant offensichtlich die Rede des sächsischen NPD-Landtagsabgeordneten Jürgen Gansel vom „Bombenholocaust“ über Dresden.

Doch gegen den Verkauf des Geländes regt sich Widerstand: örtliche Antifaschist_innen haben gemäß dem Motto „Unsere Stadt soll schöner werden!“ die dröge Tennishalle mit Tags wie „Keine NPD! Weder hier noch sonst wo!“, „Nazis angreifen!“ und „Heute sprühen – morgen sprengen!“ verziert. Anstatt sich über die Wertsteigerung seiner Immobilie zu freuen, raunt uns der ergraute Mittsechziger leise zu: „Da läuft was mit In-Brand-Stecken.“ Über die intendierte Bedeutung des Satzes kann nur spekuliert werden, sicher ist aber, dass Jürgens die Brandstiftertradition der deutschen Mordbrenner_innen, welche das Klientel der Nazipartei bilden, kaum zu bekümmern scheint.

Letzten Endes wird nach massiven antifaschistischen und bürgerlichen Protesten der Verkauf der Halle an die NPD doch verhindert: die Stadt Grafenwöhr macht von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch und zahlt Wolfgang Jürgens die von der NPD angebotene Kaufsumme von 545.000 Euro – für Jürgens ein lohnendes Geschäft. Und da er ja immer noch eine Tennishalle in Dresden-Pappritz hat und seine Sympathien für die völkischen Antisemit_innen von der NPD augenscheinlich auch nicht verflogen sind – ganzzu schweigen davon, dass sich mit der Androhung des Verkaufs an die Nazipartei auch noch gut Geld machen ließ – bot er prompt auch diese der NPD an.

Im Osten nichts Neues

Für die Halle in Dresden-Pappritz hat sich die NPD etwas ganz Besonderes überlegt: das Gelände um die Tennishalle soll am 5. August für das Deutsche-Stimme-Pressefest 2006 genutzt werden, eine Feierlichkeit, die bis zu 8000 Nazis aus ganz Europa anziehen wird. Lakonisch lud der Unternehmer schon alle Bewohner_innen des Ortes ein, an diesem Fest teilzunehmen.

Doch auch in Dresden formiert sich Widerstand: so leistet die antifaschistische Kampagne „Keine Geschäfte mit Nazis – Der NPD den Boden entziehen!“ bereits jetzt aktive Aufklärungsarbeit.

Jürgens und die NPD dürfen also gespannt sein, was ihnen Anfang August an Gegenaktivitäten blühen wird.


Kleingedrucktes: Die Sentenzen des Herrn Jürgens sind nicht etwa erfunden, sondern allesamt Pressezitate.


 
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