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veröffentlicht am Mittwoch, 27. September 2006, 19:06 Uhr
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NiPrint 2006 Während der WM wurde ein positiver Bezug auf Deutschland quasi zur Pflicht, doch so richtig konnte die NPD mit dem neuen Deutschlandwahn nichts anfangen.

Zum Text.

Ebenso wie wohl nahezu sämtliche anderen Gruppen, Vereine, Firmen und Parteien Deutschlands hatte sich auch die NPD vorgenommen die Fußballweltmeisterschaft zu nutzen um mal kräftig die Werbetrommel zu rühren.
Zwar waren die lobenswerten "deutschen Tugenden" teilweise verschieden, und es wurde auch immer wieder betont, wie lustig und integrativ dieser neue Nationalismus sei, doch im Endeffekt war er wie immer in Deutschland: aggressiv, rassistisch, revisionistisch. Dies zeigen Aussprüche von Fans zB: "Das ist mehr als Karnevalsspaß, ich finde es gut, dass man endlich auch wieder stolz auf Deutschland sein kann", die täglichen sich vom vielgerühmten "Sportsgeist" entfernenden, fast schon chauvinistischen Schlagzeilen der BILD, wie etwa "Klinsi, knautsch die Gauchos! Heute lassen wir Argentinien weinen!"; (30.06.06) und eben die NPD.

Die NPD startete mit ihrem WM-Planer "WEIß - Nicht nur eine Trikot-Farbe - Für eine echte NATIONAL- Mannschaft", dessen Cover das alte Trikot der deutschen Nationalmannschaft mit der Nummer 25 ziert. Dies ist die Nummer des schwarzen Bremers Patrick Owomoyela, welcher gemeinsam mit dem DFB daraufhin eine einstweilige Verfügung gegen die NPD erwirkte. Diese untersagte es ihr, das Trikotbild gemeinsam mit dem rassistischen Spruch zu verwenden. Nach einer Neugestaltung des Planers leitete der DFB erneut zivil- und strafrechtliche Schritte wegen Volksverhetzung und Beleidigung ein, was in einer Durchsuchung der NPD-Geschäftsräume in Berlin und der Beschlagnahmung mehrerer Tausend Planer endete. Die NPD war also nicht in der Lage, den platten Rassismus aus ihrem Planer zu entfernen, obwohl jeweils bei Zuwiederhandlung Strafen von einer viertel Million Euro festgelegt waren. Ob sie nur nicht mit so einem harten Durchgreifen der Justiz rechneten, oder, aufgrund der tiefen Veraabernkerung dieser Denkmuster schlicht unfähig waren, bleibt fraglich.

Dieser Plan(er) war also gründlich ins Wasser gefallen.
Darüber hinaus fanden Themen wie "No- Go- Areas" und Alltagsrassismus in Deutschland im Vorfeld der WM ihren Weg in die öffentliche Diskussion. Es schien fast, als würden diese längst überfälligen Debatten ernsthaft geführt; die zugrundeliegenden Probleme entschlossen angegangen. Als nun die WM tatsächlich begann, war dieses Thema allerdings schnell vergessen. Die öffentliche Diskussion funktionierte wieder anders: Ein positiver Bezug auf Deutschland wurde quasi zur Pflicht, die Nation zum unhinterfragten selektiven Wert und Überfälle auf Fans anderer Mannschaften totgeschwiegen. Niemensch hätte im Voraus mit solchen Meeren von Deutschlandfahnen in den Public-Viewing-Zonen gerechnet. Niemensch hätte gedacht, dass sich die Deutschen so schnell wieder "deutsch" fühlen, waren doch Kampagnen wie ";Du bist Deutschland" oder der Nationalpop von "Mia" immer verlacht worden. Nun könnte mensch denken, die NPD wäre positiv überrascht gewesen, doch so richtig kann selbst die NPD mit dem neuen Deutschlandwahn nichts anfangen. Denn der Staat mit dessen Fahnen Millionen Fans wedelten, war nicht das (Nazi-)Deutschland der NPD, sondern die "volksverachtende" BRD, welche sich zumindest während der Fußball-WM von der "Blut und Boden"-Theorie gelöst zu haben schien. Uwe Leichsenring gab sich nach der WM im Sächsischen Landtag begeistert und meinte, dass "endlich Normalität eingetreten" sei und es eine "neue Empfänglichkeit für nationale Symbole"; gebe. Natürlich ließ er es sich auch nicht nehmen, die Übergriffe auf ausländische Fans zu verleugnen.
Der Leiter der NPD-Öffentlichkeitsarbeit, Klaus Beier, betrachtet die Fanbegeisterung in seinen "10 Thesen zur WM-Fußballnation" allerdings etwas realistischer, wenn auch, auf der NPD-Homepage und in der "Deutschen Stimme", in weniger bedeutsamen Rahmen.
Zwar versucht er, Fakten, die nicht mit seinem Weltbild einhergehen, durch z.T. kontextlose statistische Beweise [1], umzudeuten, jedoch offenbart er die eigentliche Linie der NPD wenn er schreibt: "Ohne Zweifel war nicht zu erwarten, dass sich die Volksmassen etwa plötzlich mit schwarz-weißroten Fahnen ausrüsten, die Wiederherstellung des Deutschen Reiches fordern, den Untergang des liberalistischen Systems predigen, dem historischen Revisionismus das Wort reden oder eine Politik der Ausländerrückführung verlangen." Ihm ist durchaus bewusst, dass ein großer Unterschied zwischen dem nationalen Taumel der Fußball-WM und einer nationalsozialistischen Gesinnung besteht. "Vor allem aber weist die Begeisterung bisweilen auch bestimmte multikulturelle Merkwürdigkeiten auf."
Andererseits macht er deutlich, dass die WM zumindest dazu beigetragen hat, dass sich nun mehr Menschen ohne schlechtes Gewissen positiv auf Deutschland beziehen können und wahrscheinlich auch geringere Berührungsängste mit nationalistischen Äußerungen haben. "In Fragen der Öffentlichkeitsarbeit (Flugblätter, Zeitungen, Aufkleber, Internet, Demonstrationen) sollte man den jetzt viel besser erreichbaren anpolitisierten Kreisen bewußt entgegenkommen. Dies insbesondere dadurch, dass man sie nicht gleich wieder durch überzogen harte Posen und Maximalforderungen, verbissen-provokativen Fundamentalismus oder bestimmte historische Sonderthemen unnötigerweise überfordert und verjagt." Ob dies allerdings auch für Aussprüche der NPD- Funktionäre gelten wird, ist momentan unklar, da die NPD während der WM wie gelähmt war. Sie hat es nicht geschaft sich aus ihrer öffentlichen Ausgrenzung zu befreien und sich unter die "patriotischen Deutschen" zu mischen.

Möglicherweise waren sie auch einfach eingeschnappt, da Bürger_innen und Politiker_innen, die ansonsten gegen Nazis argumentieren, ihr nun auf einmal das Politikfeld streitig machten und Nationalismus, oder netter umschrieben "Patriotismus", auf einmal in die Mitte der Gesellschaft rückte.
Interessant war, dass die NPD nicht einmal versuchte sich in den bürgerlichen Konsens zu integrieren, sondern sich lieber darauf versteifte, den iranischen Präsidenten Ahmadinedschad in seiner antisemitischen und antiamerikanischen Hetze, mit T-Shirt-Aufschriften wie "Mein Freund ist Ausländer", welche sich auf obigen beziehen, zu bestätigen. Dass diese bei Passant_innen eher Lachen als Zustimmung auslösten, ist aufgrund des Auftretens der NPD logisch. Die NPD veranstaltete z.B. auch eine Demonstration unter dem Motto "Präsident Ahmadinedschad - zu Gast bei Freunden", welches kontextlos betrachtet harmlos sportlich scheint. Doch selbst politisch Uninteressierten war durch die Berichterstattung über den Holocaustleugner Ahmadinedschad klar, dass hinter dem umgemünzten WM-Motto nichts als platter Antisemitismus steckt.

Fußnoten:

[1] Klaus Beier "10 Thesen zur WM- Fußballnation": "Eine im tiefen Inneren schlummernde Sehnsucht nach Heimat schwingt spürbar mit. Dies alles unterstreichen die von den Massen leidenschaftlich mitgesungene dritte Strophe des Deutschlandliedes, der oft geschmetterte Refrain "Steh - auf, wenn du Deutscher bist!" und die kollektive Traurigkeit nach dem Ausscheiden im Halbfinale. So bewirkt die Begeisterungswelle eine nachhaltige Belebung des Nationalbewußtseins, wenn auch oft nur in Form eines "unterirdisch wirkenden Normalisierungspatriotismus" (Jürgen Gansel). 95.600 Treffer bei Google - nur knapp über 100 Treffer für die Vorlage "Steh - auf wenn du Schalker bist!"


 
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