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Spitzen der militanten Naziszene zu Besuch im Landtag
veröffentlicht am Sonntag, 17. Januar 2010, 16:57 Uhr
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In den letzten Monaten waren die führenden Köpfe der militanten Neonazi-Szene aus Sachsen wiederholt als Gäste der NPD im Sächsischen Landtag unterwegs.
Die sächsische NPD-Landtagsfraktion tut sich seit ihrem Wiedereinzug merklich schwer die Themen zu finden, mit denen sie sich in der medialen Öffentlichkeit profilieren kann. Nachdem sie bereits in der Landtagssitzung von Dezember 2009 ein Minarettverbot für Sachsen gefordert hatte, setzt sie diese Forderung im Januar 2010 gleich ein zweites Mal auf die Tagesordnung – jetzt gar als eine Initiative für das ganze Bundesgebiet. Weniger langweilig als die kreativen Ergüsse der Neonazi-Fraktion in ihrer inhaltlichen Arbeit scheinen hingegen in den letzten Monaten ihre Bemühungen das Bündnis mit der gewaltbereiten Neonazi-Szene in Sachsen zu pflegen und auszubauen.
Thomas Sattelberg hat in den vergangenen Jahren die sächsischen Gefängnisse des öfteren von innen bewundern können. Seine letzte Haftstrafe verbüßte er aufgrund der Weiterführung der kriminellen Vereinigung „Skinheads Sächsische Schweiz“ (SSS). Seit seiner Haftentlassung ist er gemeinsam mit Tommy Naumann, Istvan Repaczki und Maik Scheffler ein oft gesehener Gast im Sächsischen Landtag. Bereits im Herbst und im Dezember 2009 fanden erste Zusammenkünfte in den Räumlichkeiten des Landtages statt. Am 12. Januar fand nach den Gesprächen in den NPD-Landtagsräumen ein gemeinsames Essen mit Holger Apfel statt.
Naumann ist ein Drahtzieher des „Freien Netzes“ in der Region Leipzig und wurde am 20. April 2008 (Geburtstag von Adolf Hitler) bei der Gründungsveranstaltung der neuen JN-Ortsgruppe Leipzig deren Stützpunktleiter. Im November 2008 übernahm er den Landesvorsitz der NPD-Jugendorganisation. Am 17.10.09 war er Anmelder einer Neonazi-Demonstration in Leipzig, in deren Folge es zu massiven Angriffen der Neonazis auf Polizisten kam. Istvan Repaczki ist ein enger Weggefährte Naumanns und wurde insbesondere in Zusammenhang mit der Instrumentalisierung des Mordes an seiner Nichte Michelle berühmt. Nach dem Tod des Mädchens im Zusammenhang mit einer Sexualstraftat organisierte Repaczki Demonstrationen, auf denen die Todesstrafe für „Kinderschänder“ gefordert wurde. Im Mai 2009 soll er einen politischen Gegner auf offener Straße mit einem Messer bedroht haben. Naumann und Repaczki unterhalten auch enge, freundschaftliche Kontakte zu rechten Hooligans von Lok Leipzig, die in der Vergangenheizt mehrfach durch brutale Überfälle in Erscheinung getreten sind.
Maik Scheffler war bereits in den 1990er Jahren in der militanten Kameradschaftsszene in Nordsachsen aktiv und ist in den letzten zwei Jahren vollständig in die NPD integriert worden. Seine Betätigungsfelder waren der „Nationale Beobachter“ und das „Freie Netz“. Seit 2009 vertritt er die NPD im Stadtrat Delitzsch, kandidierte jedoch bereits 2008 für den Kreistag Nordsachsen und 2009 für den Landtag. Scheffler ist sächsischer Landesorganisationsleiter der NPD und tritt als Sachverständiger für die Neonazis in Landtagsausschüssen auf.
Bisher unbestätigten Angaben zufolge sollen Scheffler, Naumann und Repaczki als neue Mitarbeiter in der sächsischen NPD-Landtagsfraktion fungieren.
Bei jenem Treffen mit der sächsischen NPD-Fraktionsspitze war am 12. Januar 2010 auch Kai Rzehaczek anwesend. Er ist Geschäftsführer des Nordsachsen-Versand, bei dem man Tonträger von Neonazi-Bands wie Blutrausch oder Hass Attacke, aber auch Bekleidung sowie Pfefferspray und Sturmhauben bestellen kann.
Holger Apfel war am 12. Januar persönlich bei den Gesprächen mit Sattelberg, Naumann, Repaczki, Rzehaczek und Scheffler anwesend. Ob es bei dem Treffen auch um Absprachen zum 13. Februar 2010 in Dresden gegangen ist, bleibt unklar. Der Zusammenschluss mit den militanten Neonazis scheint in der NPD-Landtagsfraktion indessen zur Chefsache geworden zu sein.
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