Die Suche nach einem neuen Bürgermeister hat begonnen. Arno Suddars (CDU), der sich nach der Kommunalwahl 2004 auch vorstellen konnte, "dass die Ratsarbeit mit den zwei NPD-Abgeordneten leichter werden wird als mit der PDS" [1] muss altersbedingt am 31. März 2006 aus dem Amt scheiden. Nun ist es nicht ausgeschlossen, dass in einer Gemeinde in der die NPD regelmäßig zweistellige Ergebnisse erzielt - zur Kommunalwahl 2004 waren es 25,2 % - die Dorfjugend am Abend des 20.04.2005 ein zwei Meter großes Hakenkreuz aus Holz anzünden wollte, wochenlang ein Bauwagen mit der Aufschrift "Nur für Deutsche" am Ort stehen kann und niemand aus der Gemeinde bekommt es mit bzw. rührt sich deswegen, die NPD deutschlandweit ihren ersten Bürgermeister gewählt bekommt.

Wer keine Konzepte in der Arbeit gegen Rechts hat und dem der eigene Abstand zur NPD verloren gegangen scheint, dem fällt auch nichts weiter ein als eine Aufschiebung des Amtsendes sowie der ursprünglich im Februar 2006 anstehenden Bürgermeisterwahl oder Eingemeindung des Ortes nach Bad Schandau. In der Nachbargemeinde erzielte die NPD bisher "nur" Ergebnisse um die 10 Prozent und die Gefahr eines NPD-Wahlsieges schien gebannt. Ersterem schob das sächsische Innenministerium eine Riegel vor, Suddars muss gehen, notfalls muss sein Stellvertreter seine Amtsgeschäfte übernehmen. Gegen die Eingemeindung des Ortes regte sich sofort Widerstand in Form eines Bürgerbegehrens, betrieben von den NPD-Gemeinderäten Michael Jacobi und Mario Vierig. Große Probleme zeichneten sich nicht ab die benötigten 139 Unterschriften für so ein Bürgerbegehren zu sammeln. Nicht verwunderlich: am Ende waren es dann 215 gültige Unterschriften unter dem NPD-Bürgerbegehren und so wird es am 12. März einen Bürgerentscheid über die Selbstständigkeit der Gemeinde oder die Eingemeindung nach Bad Schandau geben. Dass das Ergebnis zugunsten der Selbstständigkeit des Dorfes über dem Elbtal ausfällt - davon geht nicht nur die NPD aus.

Bliebe nur noch das Problemchen Bürgermeisterwahl, denn wie sagt Suddars gegenüber der Sächsischen Zeitung: "Wir müssen alle dafür sorgen, dass das Image hier verschwindet." [2] Gemeint hat er das braune Image, denn das schade ja dem Tourismus. Das dieses Image aber zu einer täglichen Bedrohung für all die wird, die nicht in das Streichholzschachtel-Weltbild der Nazis im Ort passt, blendet Suddars wieder einmal komplett aus. Die Suche nach einem geeigneten Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters gleicht von Tag zu Tag mehr einem Kasperletheater. Erst schien sich kein geeigneter Gegenkandidat gegen den vorerst noch von allen spekulierten NPD-Kandidaten zu finden. Als sich dann mit Olaf Ehrlich, dem Betreiber des Landgasthauses ?Zum Zirkelstein? ein geeigneter orstansässiger Kandidat fand, will die CDU diesen nicht unterstützen und nominierte mit dem Unternehmensberater Klaus Heidrich einen eigenen Kandidaten. Heidrich kommt aber aus Bad Schandau, der Gemeinde, zu der sich die Reinhardtsdorfer und Schönaer nicht eingemeinden lassen wollen und war dort bis 2004 Bürgermeister. Die NPD hüllt sich über ihren Kandidaten bislang in Schweigen. "Wir lassen uns Zeit bis zur letzten Minute", sagt NPD-Kreisgeschäftsführer Uwe Leichsenring. [2]

Nicht ganz in Schweigen hüllten sich die NPD-Nazis zu einer Diskusionsveramstaltung am 02. März 2006 über die Eingemeindung. Eingeladen hatte die örtliche PDS und so konnte dann auch gemeinsam über das Thema geredet werden: Andre Hahn (Die Linke.PDS) und NPD-Nazi Johannes Müller. Auf die Idee, den Nazis den Zutritt zur Veranstaltung und damit die Möglichkeit ihre Propaganda zu verbreiten bzw ihnen ein Podium zu stellen, kommen die Sozialisten anscheinend nicht. Warum auch, herrscht doch Einigkeit beim Thema: "Selbstständigkeit erhalten!? - Heimat bewahren!"

[1] "Rechtsextreme im Parlament - was ist zu tun?" http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=615011
[2] "Stellt die NPD den nächsten Bürgermeister?" http://www.dnn-online.de/dnn-heute/60333.html