Der sächsischen NPD- Fraktion stehen harte Zeiten bevor, um den Verlust von drei bedeutsamen Führungskräften zu kompensieren. Nach dem Tod von Uwe Leichsenring verlassen nun zwei wichtige Mitarbeiter die Neonazi- Fraktion.
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Ob der Tod des Parlamentarischen Geschäftsführers der NPD- Landtagsfraktion in Sachsen die Neonazipartei in eine Krise stürzen wird muss sich noch zeigen. Eine große Lücke wird Uwe Leichsenring in den Reihen der neonazistischen Abgeordneten allemal hinterlassen.
Am 30. August 2006 verstarb der 39jährige Leichsenring bei einem schweren Verkehrsunfall in seinem Wahlkreis der Sächsischen Schweiz. Der Mercedes des langjährigen Fahrschullehrers prallte auf der Überholspur frontal mit einem LKW zusammen. Der LKW- Fahrer überlebte mit schweren Verletzungen. Im Neonazi- Fanzine "White Supremacy" (Ausgabe 03/2000) hatte Leichsenring vor einigen Jahren gesagt: "Der Kampf um Deutschland geht so lange weiter, bis man mich mit den Füßen zuerst wegträgt."
Die Legenden und Mythen um den Tod von Leichsenring ließen nicht lang auf sich warten. In Neonazi- Foren wurde die Frage diskutiert, ob der Staat oder der Mossad die Finger im Spiel hat. In der Landtagsfraktion hingegen wurde überraschend schnell zur Tagesordnung übergegangen. Johannes Müller aus Sebnitz übernimmt den Posten des Ex- Königsteiners als Parlamentarischer Geschäftsführer. Der Dresdner NPD- Kader Rene Despang übernimmt das Landtagsmandat. Doch die Lücke die Uwe Leichsenring hinterlässt werden beide nicht füllen können.
Keiner der NPD-Abgeordneten war und ist so fest in den örtlichen Strukturen seiner Herkunftsregion verwurzelt. Seit Jahren war er Stadtratsabgeordneter in Königstein und seit 2004 auch Mitglied im Kreistag Sächsische Schweiz. Er konnte auf eine breite Basis von StammwählerInnen bauen und verfügte darüber hinaus über hervorragende Kontakte zum Personenumfeld der verbotenen, gewalttätigen Neonazikameradschaft "Skinheads Sächsische Schweiz" (SSS). Seine engen Kontakte zur militanten Neonaziszene in der Sächsischen Schweiz einerseits und seine Bemühungen auf der öffentlichen Bühne als seriöser und hartnäckiger Vertreter der Interessen seiner Heimatregion aufzutreten, machten ihn zu einer festen Größe in der sächsischen NPD. In seinem Heimatort Königstein, sowie im Landkreis Sächsische Schweiz dürfte Uwe Leichsenring als einer der prominentesten Menschen überhaupt gegolten haben. Er war maßgeblich an Aufbau, Festigung und dem vehementen Ausbau der NPD- Strukturen in den ländlichen Regionen Sachsens beteiligt. Seinen letzten großen Auftritt im Landtag feierte er im Mai 2006 als er die Deportation von politischen Gegnern in Sonderzügen forderte (NiP berichtete).
Nach dem Tod von Uwe Leichsenring muss die NPD- Landtagsfraktion in Sachsen weitere Umstrukturierungen vornehmen. Der Parlamentarische Geschäftsführer des MitarbeiterInnenstabes Peter Marx und der JN- Bundesvorsitzende Stefan Rochow verlassen Dresden, um in Schwerin die Konsolidierung der neuen NPD- Landtagsfraktion in Mecklenburg- Vorpommern zu unterstützen. Seit dem Einzug der NPD in den sächsischen Landtag stand fest, dass das Engagement von Peter Marx nur vorübergehender Natur ist. Sein Schüler Ulrich Eigenfeld wird voraussischtlich die Aufgaben von Marx nach zweijähriger Einarbeitungszeit übernehmen. Peter Marx gilt als einer der wichtigsten Vordenker der Neonazis. Mit dem Weggang von Marx und Rochow verliert der sächsische MitarbeiterInnenstab zwei wichtige Figuren. Gleichzeitig offenbart sich das Personalproblem was bei der NPD zu herrschen scheint. Die neonazistische Partei verfügt nicht über genügend erfahrene Führungskader um zwei Landtagsfraktionen gleichzeitig zu versorgen.
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