Der Görlitzer DSU- Stadtrat Jens Hasse meint von sich dass er kein „Polenfeind“ sei und lässt keine Möglichkeit aus, um das Gegenteil unter Beweis zu stellen. In den letzten Wochen und Monaten hielt er den Kurs der sächsischen DSU auf scharf rechts.
Man könnte ihn einfach als hinterwäldlerisch abtun, den Görlitzer DSU-Stadtrat Jens Hasse. Die Stärkung des schlesischen Heimatbewusstseins steht bei ihm ganz oben auf dem Forderungskatalog und der Fußballverein, dessen Sponsor er ist, nennt sich Post SV Görlitz und hat in der letzten Saison den Klassenerhalt in der 1. Kreisliga im Kreis Görlitz gerade so geschafft. Nachdem er seinen wegen Beleidigung der polnischen Nation und Aufstachelung zum Völkerhass verurteilten Parteikollegen Jürgen Hösl-Daum im Stadtrat ersetzte, meinte er, er wolle dort ein „positiver Querulant“ sein, der sein „Ohr an der Masse“ habe. Querulant wäre jedoch eine sehr verharmlosende Bezeichnung für den Rechtsaußen der DSU, über den sich nicht viel positives berichten lässt.
Seit Dezember 2006 wird Hasse durch Jürgen Krumpholz, den ehemaligen NPD-Chef von Görlitz bei seiner Arbeit tatkräftig unterstützt. Zu den Landtagswahlen 2004 kandidierte Krumpholz auf dem aussischtlosen Listenplatz 15 der NPD und wurde nach dem Wahlerfolg der Neonazis mit einem Mitarbeiter-Posten beim inzwischen Ex-NPD-Abgeordneten Klaus Baier belohnt. Im Oktober 2005 redete Krumpholz auf einer Demonstration der NPD in Görlitz, welche die Grenzen von 1937 forderte und beschwor ein „neues Großdeutschland“. Ende 2006 trat er nach eigenen Angaben, wegen internen Problemen mit einzelnen Personen in der NPD aus der Partei aus. Von Jens Hasse wird besonders das „Organisationstalent“ seines Mitarbeiters Jürgen Krumpholz bewundert.
Im Mai 2007 weigerte sich Jens Hasse an einer gemeinsamen Sitzung des Görlitzer Stadtrates mit der polnischen Nachbarstadt Zgorzelec teilzunehmen. Er begründete seine Entscheidung mit rassistischen Parolen von Grenzkriminalität und angeblichen Geldbeträgen, welche Deutschland an Polen verschenke. Für ihn existiere die EU- Partnerschaft zwischen den beiden Neißestädten nur auf dem Papier. Hasse meint: „Die Polen sollen ihre Suppe kochen und wir unsere.“
Im Juli 2007 diskutierte der Görlitzer Stadtrat über die Verlegung von Stolpersteinen zum Gedenken an die ermordeten jüdischen Bürger_innen von Görlitz in der Zeit des Nationalsozialismus. Die Steine sollten ab sofort in der Görlitzer Innenstadt an historischen Orten verteilt werden. Nicht gerade ungeschickt verpackte Stadtrat Jens Hasse seine Meinung zu den Gedenksteinen in einer Frage an den Künstler Gunther Demnig, welcher die Steine anfertigte. Seine Frage implizierte die Behauptung, dass es bei dem Projekt eigentlich nur darum gehe Geld zu verdienen statt der Opfer des NS zu gedenken. Antisemitische Stereotypen mögen bei Hasses Frage keine unbedeutende Rolle gespielt haben. Überhaupt könne er dem Vorhaben nur dann zustimmen, wenn sich die polnische Nachbarstadt Zgorzelec ebenfalls beteilige. Dass Jens Hasse die Zusammenarbeit mit Zgorzelec plötzlich doch ein wichtiges Anliegen ist kann bezweifelt werden. Die Information des Oberbürgermeisters, dass in Polen bereits entsprechendes angefragt wurde und es positive Signale gebe, konnte ihn zumindest nicht umstimmen.
Bereits wenige Tage nach der Installation der Stolpersteine, die in Görlitz an die von den Nationalsozialisten ermordeten jüdischen Bürger erinnern, wurden diese von Neonazis beschädigt. Einige der Steine wurden mit Papier abgeklebt und einer klebrigem Masse umgossen, auf anderen wurden Schriftsstücke angebracht, auf denen Gedenksteine für die „deutschen Kriegsopfer“ gefordert werden. Auch DSU-Stadtrat Jens Hasse konnte sich dazu durchringen, die Zerstörungen an den Stolpersteine zu „kritisieren“. Die bei den Beschädigungen gestellte Forderung nach Gedenksteinen für die „deutschen Opfer“ findet er allerdings unterstützenswert.
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