Der Stellvertretende Kreisvorsitzende der NPD Dresden und Spitzenkandidat im Wahlkreis 6 (Bühlau/Schönfeld-Weißig), Paul Lindner, unterhält auf der nicht-rechten Internet-Plattform „Dampfer.net“ ein öffentliches Profil unter dem Namen „freefight87“. In diesem Profil posierte er u.a. mit einer Schusswaffe. Nach dem Bekanntwerden einer Pressemitteilung des Redaktionskollektivs NiP hat Paul Lindner sein Profil am 14.05.2009 grundlegend verändert. Die Screenshots seines Profils vor diesen Veränderungen liegen verschiedenen Presse-Redaktionen vor. Er ist Mitglied in der Gruppe „Kameradschaft Dresden“ und „SFH – Für die Kämpfer aus dem Hochland!“ In diesen Gruppen unterhält er Kontakte zu offen gewaltbereiten Neonazis. Einer seiner Freunde ist Marco Eissler, der momentan in Untersuchungshaft sitzt, weil er u.a. einen Mitarbeiter des Kulturbüro Sachsen vor wenigen Monaten auf offener Straße überfallen und niedergeschlagen haben soll. Es war nicht das erste mal, dass Eissler zugeschlagen hat. Ein Youtube-Video dokumentiert, wie der enge Vertraute des NPD-Kreisvorstandes im Sommer 2008 einen tschechischen Journalisten am Rande einer unangemeldeten JN-Demonstration in Dresden angreift. Lindner macht keinen Hehl aus seiner Gesinnung. Eines seiner Fotoalben im „Dampfer.net“ nannte sich „88“, was in der rechten Szene für „Heil Hitler“ steht und zeigte ihn u.a. mit der Reichskriegsflagge vor dem Flughafen Berlin-Schönefeld. In einer Gästebuch-Diskussion erklärte er unmissverständlich, dass Böhmen für ihn deutsches Land sei, welches gestohlen wurde.



In der Vergangenheit war Lindner vor allem als Ordner auf Neonazi-Demonstrationen aktiv, wie z.B. am 13. und 14. Februar 2009 in Dresden. Darüber hinaus fiel er bei Störversuchen von Neonazis gegenüber Aktionen und Projekten gegen Rechts auf. Beispielsweise waren Lindner und sein Freund Eissler am 06.10.2007 an einer Störaktion gegen ein Bürgerfrühstück der Initiative „Pieschen gegen Rechts“ in Dresden beteiligt. Protagonist dieser Aktion war der NPD-Kreisvorsitzende Jens Baur, der als NPD-Spitzenkandidat im Wahlkreis 9 (Leuben) antritt.




Jens Baur gibt sich selbst gern das Image des seriösen, biederen Nachwuchspolitikers. Doch in den letzten Jahren hat er nie gefehlt, wenn Neonazis in Dresden versucht haben Veranstaltung ihrer politischen Gegner massiv zu stören. Am 16. Juni 2005 war Baur unter einer Gruppe von Neonazis, die eine Veranstaltung mit dem Autor Toralf Staud in der Dresdner Neustadt attackieren wollten. Infolgedessen kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit autonomen Antifaschisten und mehreren Verletzten. Die Neonazis setzten dabei auch Steine und Flaschen ein. Neben der Störung des Bürgerfrühstücks war Baur auch Wortführer der massiven Störaktionen gegen eine Veranstaltung mit Oberstaatsanwalt Jürgen Schär an der TU Dresden am 05.12.2007. Am Rande dieser Störungen wurde eine Veranstaltungsbesucherin von einem Neonazi aus Baurs Gruppe niedergeschlagen.




In der Dresdner Neustadt (Wahlkreis 3) tritt Matthias Rochow für die NPD an. Vor wenigen Jahren war auf einer Internetseite der JLO (Junge Landsmannschaft Ostdeutschland) ein Bild von ihm zu sehen, wo er mit Kameraden in Anlehnung an berühmte Bilder deutscher Wehrmachtssoldaten, die am 01.09.39 eine Schranke aufschieben, diese Szene nachstellte. Auf Listenplatz 2 in diesem Wahlkreis ist der verurteilte Neonazi-Schläger Sven Hagendorf. Er ist seit den 1990er Jahren in Dresden immer wieder durch Übergriffe auf politische GegnerInnen aufgefallen.

Mit von der Partie ist bei der NPD auch Arne Schimmer, der als Spitzenkandidat im Wahlkreis 8 (Seidnitz) aufgestellt ist. Schimmer gilt als ein moderner Denker innerhalb der NPD. Er versucht die Neonazi-Ideologie zeitgemäß anzupassen, um damit breitere Schichten junger Leute ansprechen zu können. Arne Schimmer hat sich seit dem Einzug der NPD in den Dresdner Landtag sukzessive eine enorme Bedeutung innerhalb der Neonazi-Szene erarbeitet.

Das Nationale Bündnis, welches als Tarnorganisation der NPD im Jahr 2004 in den Dresdner Stadtrat gewählt wurde, hat in den letzten 5 Jahren keine sinnvollen Beiträge in der Kommunalpolitik leisten können. Es ist davon auszugehen, dass sich das Ergebnis der Neonazis im Juni 2009 trotzdem nicht merklich verschlechtern wird. Das selbst gesteckte Ziel „6 Prozent Plus X“ ist nicht utopisch. Die Wahlen in der sächsischen Landeshauptstadt drohen in wenigen Wochen ein weiterer, wichtiger Schritt hin zu einer dauerhaften Etablierung der NPD in den ostdeutschen Kommunen zu werden.