Sächsische Zeitung vom 28.07.2006
Demonstration. Ein breites Bündnis ruft dazu auf, ein Zeichen gegen den Rechtsextremismus in Dresden zu setzen.
Von Alexander Schneider
Dresden. Zum zweiten Mal in diesem Jahr droht der Landeshauptstadt der Ausnahmezustand wegen einer rechtsextremistischen Großveranstaltung. Nach einer Demonstration anlässlich des Jahrestags der Zerstörung Dresdens im Februar rechnet die Polizei auch am 5. August mit tausenden Neonazis in der Stadt. An dem Tag veranstaltet die „Deutsche Stimme“, das Parteiorgan der rechtsextremen NPD, im Stadtteil Pappritz ein „Pressefest“ (die SZ berichtete).
Nach Mücka, dort fand zuletzt 2004 eine derartige Veranstaltung des Riesaer Verlages statt, kamen rund 7 000 Rechtsextremisten aus dem In- und Ausland. Das Pressefest in Pappritz wird auf dem privaten Grund eines Tennisanlagen-Betreibers stattfinden.
Bunt statt braun
Für rund 50 Busse und hunderte Autos der Besucher hat der Verlag angrenzende Flächen eines Landwirts gemietet. Die Stadt machte dem Veranstalter viele Auflagen. Es gebe jedoch keine Möglichkeit, das Pressefest zu verhindern, teilte das Rathaus mit. Fazit: Die Polizei bereitet einen Großeinsatz vor, um die Neonazis und Gegendemonstranten im Auge zu behalten.
Auch der bürgerliche Protest gegen das braune Ärgernis wächst. Gestern hat in Dresden ein breites Bündnis aus Politik und Gesellschaft dazu aufgerufen, ein deutliches Zeichen gegen jede Form von Rechtsextremismus zu setzen. Motto: „Bunte Vielfalt statt braune Einfalt“. Die Unterzeichner unterstützen die Initiative „Bürger.Courage – Freundeskreis gegen rechtsextremes Denken“, die am Nachmittag des 5. August ein Bürgerfest am Ullersdorfer Platz im Stadtteil Bühlau veranstaltet, nur wenige Kilometer vom Pressefest entfernt. Geplant ist viel Musik. Luftballons sollen aufsteigen mit dem Spruch „Diese Stadt hat Nazis satt“ – gut sichtbar auch von Pappritz aus.
Dresden sei eine Stadt der Weltoffenheit, betonte das Bündnis. Mit dem „Bürgerfest gegen Rechts“ solle menschenverachtenden Ideologien, Intoleranz und Rassismus eine Absage erteilt werden. Dem Aufruf haben sich Landespolitiker wie PDS-Chefin Cornelia Ernst, FDP-Generalsekretär Torsten Herbst, Dresdens CDU-Chef Lars Rohwer, Johannes Lichdi von der Grünen-Landtagsfraktion, DGB-Chef Hanjo Lucassen und viele weitere Vertreter aus Politik, Gesellschaft und Gewerkschaften angeschlossen.
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