Sächsische Zeitung vom 14. August 2006.
Reaktion. Bürgermeister Detlef Sittel kündigt an, dass sich das Rathaus mit dem NPD-Treff in Pappritz intensiv beschäftigen wird.
Von Alexander Schneider
Das Gras rund um die Pappritzer Tennisanlage konnte in der vergangenen Woche den braunen Schlamm des verregneten NPD-Festes noch nicht überwuchern, da hat der Besitzer der Fläche bereits neue Veranstaltungen der rechtsextremistischen Partei angekündigt. Die Rede ist von einem „Oktoberfest“, auch im Dezember sei ein weiterer Treff im Gespräch.
In der Stadt sind diese Pläne nicht bekannt. „Bei uns ist nichts eingegangen“, sagte Ordnungsbürgermeiser Detlef Sittel (CDU) gegenüber der SZ. Er kündigte an, sich intensiv mit der NPD-Veranstaltung zu beschäftigen. „Man kann den Pappritzern nicht zumuten, diese Beeinträchtigungen häufiger in Kauf zu nehmen.“ Es sei wichtig, neben ordnungsrechtlichen Aspekten auch die politischen im Auge zu behalten. Auch der amtierende OB Lutz Vogel (parteilos) wolle verstärkt Akzente setzen. Das war bislang ausgeblieben
Zur Erinnerung: Vor einem NPD-Aufmarsch am 1. Mai 2002 hatte sich OB Ingolf Roßberg (FDP) als „erster Bürger“ Dresdens vor eine Demonstration gegen Rechtsextremismus gestellt und die Geschäfte an diesem Tag Sittel übertragen. Etwa 12 000 Menschen hatten am Schlossplatz ein buntes Fest gefeiert, 60 Initiativen hatten sich hinter der Botschaft „Diese Stadt hat Nazis satt“ versammelt: Dresden stand – die Nazis trollten sich.
Von solchen Reaktionen war in diesem Jahr anlässlich des kurzfristig angekündigten Pressefestes des NPD-Blatts „Deutsche Stimme“ nichts zu spüren. Erst als Pappritzer Ortschaftsräte vor Ort aktiv wurden, riefen Politiker aller demokratischer Parteien, Prominente und die Kirchen dazu auf, auf einem Bürgerfest am Ullersdorfer Platz in Bühlau Gesicht zu zeigen.
Bürgerversammlung geplant
Bürger aus Pappritz, Stadträte, Landtagsabgeordnete und Veranstalter von Bürger.Courage hatten nach der schwachen Resonanz das Fernbleiben politisch Verantwortlicher kritisiert (die SZ berichtete).
Sittel: „Wir werden das Treffen in Pappritz und die Reaktionen im September im kriminalpräventiven Rat auswerten.“ Neben der Diskussion in dem nicht öffentlich tagenden Gremium, in dem sich Rathaus, Polizei, Stadträte und andere Behörden und Organisationen austauschen, hält Sittel auch eine weitere Bürgerversammlung in Papp ritz für notwendig. Ortschaftsräte hatten ein solches Treffen bereits angekündigt. „Ich bin aber dafür, dass die Versammlung von einem neutralen Verein wie dem Kulturbüro Sachsen organisiert wird“, sagte Sittel. So könne verhindert werden, dass der Konflikt, der unter den Parteien des Ortschaftsrats aufgrund unterschiedlicher Ansichten über den Protest gegen das NPD-Fest entbrannt ist, weiter eskaliere.
Einzig Ortschaftsräte von Grünen, FDP, SPD und der PDS hatten im Vorfeld des NPD-Fests öffentlich zum Protest gegen den Rechtsextremismus aufgerufen. Sie hatten zwei Info-Abende organisiert, zu denen jedoch weder Vertreter der Hochland-CDU – sie waren der Meinung, ein Volleyballturnier, das man dem Protest gegen Rechts gewidmet habe, sei ausreichend – kamen, noch politische Verantwortliche der Stadt. Das hatte neben dem braunen Treff zusätzlich Unmut unter den Pappritzern ausgelöst.
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