Sächsische Zeitung, 2. November 2006
Anmerkung der Red.: Leider verzichtet die Sächsische Zeitung in diesem Artikel auf die eigentlich dringend notwendige Distanzierung von den zitierten rassistischen Sprüchen Hasses.
Politik. Im Stadtrat Görlitz hat es Veränderungen gegeben. Einige Räte sind ausgeschieden, andere Bürger dafür nachgerückt: Jens Hasse beispielsweise.
Ginge es nach Jens Hasse, dann würde vor dem Rathaus die schlesische Fahne wehen, im Stadtrat dürften nur gebürtige Görlitzer sitzen und an der Neiße wäre die Görlitzer Stadtpolitik zu Ende. „Ich habe nichts gegen die Polen, aber sie sollen nur mit ins Boot, wenn sie auch tatsächlich mitrudern“, sagt der DSU-Stadtrat, der für den umstrittenen Jürgen Hösl-Daum nachgerückt ist. Zu seinem Vorgänger geht Hasse auf Distanz. „Ich würde nie Plakate in Polen aufhängen“, sagt der DSU-Mann. Er sei auch kein Polenfeind, aber er wolle auch keine Verbeugungen gegenüber den Nachbarn bis zur Selbstaufgabe. Die gemeinsame Bewerbung von Görlitz/Zgorzelec als Kulturhauptstadt sei nicht im Interesse der Görlitzer gewesen: „Für das dafür ausgegebene Geld hätten wir hier endlich ein Freibad bauen können.“ Der Bau der Altstadtbrücke sei nicht notwendig gewesen und der neuen Wirtschaftsförderungsgesellschaft den Doppelnamen Görlitz/Zgorzelec zu geben, hält Hasse für falsch: „Warum sollen wir für den Standort auf der anderen Seite der Neiße mit werben.“ Schließlich hätte die Verwaltung von Zgorzelec das Görlitzer Rathaus auch nicht gefragt, als es um den Bau neuer Einkaufszentren oder die Namensgebung für die Stadtbrücke ging. Der 38-Jährige ist auch gegen die Katastrophenvereinbarung mit Zgorzelec. „Wenn mir etwas passiert, dann soll der deutsche Rettungsdienst kommen.“ Überhaupt: „Die Polen sollen ihre Suppe kochen und wir unsere“, sagt Hasse, der im Stadtrat ein „positiver Querulant“ sein will.
Von seinen Stadtratskollegen fühlt er sich – abgesehen von denen der Linkspartei – ernst genommen. Zwar habe ihn der Fraktionschef der Bürger für Görlitz bei seinem ersten Redeversuch „abgewürgt“, aber das sei dann im persönlichen Gespräch geklärt worden.
Den Nerv der Bevölkerung treffe er jedenfalls. Gut kommt an, dass er nach jeder Ratssitzung zum Gespräch bittet. Mehr als ein Dutzend Interessierter haben sich bisher stets eingefunden. Hasse sieht sich als diskussionsfreudigen, geradlinigen, ehrlichen und kritikfähigen Stadtrat mit „Ohr an der Masse“.
Da Hasse keiner Fraktion angehört, muss er sich viele Informationen selbst beschaffen. Über das Stadtratsbüro lässt er sich über die Themen der Ausschüsse auf dem Laufenden halten. Fünf Stunden pro Woche plus die Sitzungen investiere er in die ehrenamtliche Arbeit, sagt Hasse. Auch als Sponsor des Fußballvereins Post Görlitz bringt sich er sich ein. Im Tanzclub Grün-Gold ist er aktiv und in der katholischen Kirche. Die Stärkung des schlesischen Heimatbewusstseins in den Schulen ist ihm wichtig: „Niemand soll scheel angesehen werden, wenn er sich dazu bekennt.“ Die Schlesier sollten einen Status wie die Sorben erhalten.
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