Sächsische Zeitung, 21. November 2006
Der frühere NPD-Chef Jürgen Krumpholz tritt zur DSU über und hilft Jens Hasse bei der Arbeit.
Die Deutsche Soziale Union (DSU) hat in Görlitz einen erfahrenen neuen Mitstreiter. Jürgen Krumpholz (42) ist der Partei beigetreten und will gemeinsam mit Stadtrat Jens Hasse den Ortsverein Görlitz auf neue Füße stellen.
Seine politischen Erfahrungen freilich hat Krumpholz seit 1996 in einer Partei gesammelt, die als rechtsextrem eingestuft ist: in der NPD. Jahrelang war Krumpholz im Vorstand der Rechtsextremen und kandidierte im vorigen Jahr auch als Oberbürgermeisterkandidat für die NPD. Seit zwei Jahren ist er Mitarbeiter beim Landtagsabgeordneten Klaus Baier. Beide, Baier und Krumpholz, haben erst vor einem Jahr die NPD verlassen und sind nach einigen Monaten bei der Splittergruppe „Freiheitliche Partei Deutschlands“ zur DSU übergetreten.
Einen „Reifeprozess“ hält ihm der Mann zugute, der froh ist über das „organisatorische Talent“: Christfried Wiedemuth, der Kreisvorsitzende der DSU in der Oberlausitz. Der betont zwar, dass eine „gefestigte patriotische Gesinnung“ Bedingung für die Mitgliedschaft in der DSU sei. So fordert der Kreistagsabgeordnete in Löbau-Zittau, dass Deutsch zur offiziellen Amtssprache in der Europäischen Union werden müsse. „Es kann nicht sein, dass der Görlitzer Oberbürgermeister bei einer Präsentation in Brüssel englisch sprechen muss“, findet Wiedemuth.
Jedes Mitglied müsse sich aber klar zum Grundgesetz bekennen, betont Wiedemuth. Genau das wird bei der NPD weithin angezweifelt. Krumpholz selbst sagt mittlerweile, er habe „kein Problem mit dem Grundgesetz“. Von der Politik der NPD distanziert er sich insofern, als er sie für „Fantasterei“ hält: „Wir leben nun mal in der Bundesrepublik.“ Es sei wichtig, Realitäten anzuerkennen. Für DSU-Kreischef Wiedemuth gehört die Grenze zwischen Deutschland und Polen dazu. „Wenn wir Görlitz als schlesische Stadt in Deutschland sehen, dann meinen wir den Westteil der Stadt“, sagt der Kreistagsabgeordnete in Löbau-Zittau. Die DSU lege Wert auf eine gute Nachbarschaft.
Dementsprechend geht Wiedemuth auf Distanz zum früheren DSU-Stadtrat Jürgen Hösl-Daum, der mit drastischen Plakaten in Polen die Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg gebrandmarkt hatte. „Das musste die Polen brüskieren“, sagt Wiedemuth. Gleichwohl müsse es möglich sein, die Vertreibung als Unrecht zu kritisieren.
Hösl-Daum ist nach Wiedemuths Angaben nicht mehr in Görlitz. Er sei „in den Westen“ zurückgekehrt. Um Görlitzer Belange habe er sich als Stadtrat ohnehin nicht gekümmert. Das soll nun der neue Wegbegleiter Krumpholz gemeinsam mit Stadtrat Jens Hasse leisten.
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