Stadtrat. Werner Klawun ist das beste Beispiel dafür, wie freie Wählervereinigungen mit ihren Kandidaten hereinfallen können.
Sächsische Zeitung
Donnerstag, 11. Januar 2007
Von Petra-Alexandra Buhl
Zu Jahresbeginn macht er wieder Wind: Werner Klawun (derzeit Nationales Bündnis) schickt wirre, unverständliche Neujahrsgrüße durch die Stadt. Was er verschweigt: Kaum einer macht sich die Mühe, Klawun-Mails überhaupt zu lesen. Nur wenige antworten, wie zum Beispiel Lars Kluger (CDU): „Wie akustisch schon seit Längerem werden Sie nun auch per Mail lästig. Bitte unterlassen Sie dies zukünftig.“ Die meisten drücken beim Absender Klawun aber reflexartig auf Löschen, seit er vor einem Jahr einen seltsamen Abschiedsbrief verbreitete. „Unangenehm“, sagt Eva Jähnigen (Grüne). „Ich hab das gleich weggeklickt“, so Peter Lames (SPD). Christoph Hille (Bürgerfraktion) indes ist sicher: „Das hat diesmal jemand redigiert. Früher waren die Mails noch viel schlimmer.“
Hille muss es wissen. Immerhin war Klawun Teil seiner Fraktion, bis er im März 2006 wegen politischer Differenzen hinausgeworfen wurde, und aus Trotz zu den Rechtsextremen wechselte. Selbst mit untertänigsten Grüßen schafft er es seither nicht mehr, sich bei den Kommunalpolitikern anzubiedern. Indes gibt es keine Möglichkeit, Klawun seines freien Mandates zu entheben, solange er nicht straffällig wird. Das hat die Wählervereinigung Volkssolidarität unter Werner Schnuppe erfolglos versucht. Er ärgert sich kräftig, weil Klawun als sozial Engagierter antrat, um dann – nach erfolglosem Vorsprechen bei allen anderen Fraktionen – bei den Braunen rechtsaußen zu stranden: „Ich fürchte, wir müssen ihn jetzt einfach aushalten.“ Parteilos, politisch aktiv, Friedensläufer und engagiert für das Frosch-Denkmal in Nickern, zudem von den Leuten im Wohngebiet vorgeschlagen – Klawun war für die Wählervereinigung ein Traumkandidat. Weil eine unabhängige Kontrolle der Kandidaten von Wählervereinigungen aber weder stattfindet noch gesetzlich vorgesehen ist, kann sich der Fall Klawun jederzeit wiederholen. Bei den letzten Wahlen im Freistaat waren Wählervereinigungen vor allem auf dem Land die Gewinner – obgleich oft gar nicht klar war, für welche Positionen die einzelnen Leute stehen.
Bei Klawun sehen inzwischen viele nur noch den persönlichen Versorgungsaspekt im Vordergrund. Der offiziell Selbstständige lebt offenbar von der Aufwandsentschädigung für seine Ausschuss-Mitgliedschaften. Je Sitzung kassiert er 90 Euro. „Bei vier Sitzungen pro Woche ist das mehr, als jeder Hartz IV-Empfänger pro Monat kriegt“, lästert ein Stadtrat. Und ein bisschen Wind in jeder Sitzung macht Klawun dafür ja.
|