Sächsische Zeitung vom 11. April 2007
Skinheads suchen offenbar unter dem Mantel der NPD-Jugend nach neuer Legalität.
Dresden. Mitglieder des verbotenen Vereins Skinheads Sächsische Schweiz (SSS) versuchen offenbar, bei den Jungen Nationaldemokraten (JN), dem Nachwuchs der rechtsextremistischen NPD, einen neuen Wirkungskreis zu finden.
Die jüngste Razzia am 4. April in der Mühle am Brausenstein in Rosenthal hätte weitere Hinweise darauf ergeben, so Tom Jährig, Sprecher des Landeskriminalamtes. Er bestätigte die Existenz eines Strategiepapiers aus dem Jahr 2003, in dem diese Entwicklung beschrieben wird. Das Papier soll von einem maßgeblichen Ex-SSS-Mann verfasst worden sein, der als Mitglied einer kriminellen Vereinigung verurteilt wurde und jetzt selbst aktiv in der JN tätig ist. Bei der Razzia seien unter anderem Broschüren beschlagnahmt worden, deren Inhalt derzeit geprüft werde. Darin sollen verfassungsfeindliche Kennzeichen verbreitet und Volksverhetzung betrieben werden. Bei der Durchsuchung der Wohnungen von 22 Verdächtigen wurden auch Computer sowie ein Aufnäher der verbotenen SSS sichergestellt.
Die Rechtsextremen selbst weisen im Internet darauf hin, dass es sich bei der Veranstaltung am 4.April in der Mühle am Brausenstein um ein JN-Treffen für Mitglieder und Interessenten gehandelt habe. JN-Landesvorstandsmitglied ThomasS. habe zum Thema „Entwicklung der nationalen Bewegung seit 1945“ gesprochen. S. ist bereits zweimal verurteilt, als Rädelsführer der verbotenen SSS und weil er den Verein nach Ansicht des Landgerichtes Dresden fortgeführt hat. Außer ihm waren nach Angaben der Staatsanwaltschaft bei dem JN-Treffen zwei Dutzend Personen anwesend, gegen die wegen Fortführung der SSS ermittelt werde. Zwei ehemals führende SSS-Angehörige gehören inzwischen dem JN-Landesvorstand an. Nach Angaben des Verfassungsschutzes ist der JN-Vorsitzende der Sächsischen Schweiz dem SSS-Umfeld zuzurechnen. Hier und in Hoyerswerda sei „eine deutlich stärkere Zusammenarbeit, bis hin zur Verschmelzung“ zwischen JN und rechtsextremistischen Skinheads zu beobachten, so Behördensprecher Alrik Bauer.
Der Grünen-Politiker im Landtag, Johannes Lichdi, hat der NPD inzwischen „ein ungeklärtes Verhältnis zu kriminellen Vereinigungen aus dem rechtsextremen Milieu“ vorgeworfen.
von Thomas Schade.
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