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Zeitungsartikel: Freital: Eklat beim Volkstrauertag
veröffentlicht am Samstag, 20. November 2004, 00:00 Uhr
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Sächsische Zeitung, 20. November 2004
Gedenken. Auch die NPD legte in Freital einen Kranz nieder – unter heftigem Protest.
Bei der Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag am vergangenen Sonntag in Potschappel ist es zum Eklat gekommen. Neben dem Bund der Vertriebenen und der Stadt Freital legte auch die rechtsextreme NPD einen Kranz nieder – währenddessen protestierten Jugendliche und entrollten ein Transparent mit der Aufschrift „Deutsche Täter sind keine Opfer“.
Rathaus und Polizei hielten es bislang nicht für notwendig, die Freitaler zu informieren. Erst auf SZ-Anfrage äußerte sich Oberbürgermeister Klaus Mättig (CDU) gestern und verurteilte die Jugendlichen mit dem Transparent. „Eine Unverschämtheit, was sie da abgelassen haben“, sagte er. Der Gedenkstein erinnere an Opfer der Vertreibung und habe „null Aussage zur politischen Gesinnung.“ Vom Auftritt der NPD indes will das Stadtoberhaupt nichts mitbekommen haben. Und auf Stadtrat Thomas Jäckel von den ebenfalls rechtsextremen Republikanern lässt der OB bekannterweise nichts kommen. Im Gegenteil. Er hat ihn schon mal für sein kommunalpolitisches Engagement gelobt.
Brigitte Krol, amtierende Vorsitzende des Vertriebenen-Kreisverbandes und damit Organisatorin der Kranzniederlegung, sah wiederum keine Handhabe, Rechtsextreme auszuschließen. „Wir können doch niemanden wegschicken“, sagte sie zur SZ. „Wir sind froh, wenn wir mit politischen Sachen nichts zu tun haben“. Die zumeist älteren Mitglieder des Vereins wollten sich nur erinnern. Getreu der Inschrift des Denkmals: „In ehrendem Gedenken der Opfer von Krieg, Flucht und Vertreibung.“
Allerdings konnten nicht alle Teilnehmer der Gedenkstunde ein bleibendes Zeichen der Trauer setzen. Nach der Veranstaltung verschwanden mehrere Kränze. Gestern Nachmittag lag nur noch jener von OB und Stadtrat vorm Denkmal. Obwohl vom Diebstahl nicht selbst betroffen, handelte das Rathaus am Donnerstag. „Die Stadt hat Strafanzeige erstattet“, bestätigte Polizeisprecherin Kathleen Arnold. Um welche Kränze es dabei geht, konnte sie nicht sagen. Die Anzeige sei auf dem Weg zu der zuständigen Dienststelle nach Pirna.
Vertriebenen-Vorsitzende Brigitte Krol hat nach eigenem Bekunden nur den Kranz der Sudetendeutschen Landsmannschaft als gestohlen gemeldet. Daraufhin habe das Ordnungsamt Strafantrag gestellt, so Krol. Kurios: Rathaus-Chef Mättig will von einer städtischen Anzeige nichts wissen.
Unterdessen prüft die Polizei, ob gegen die 15- bis 19-jährigen Demonstranten ermittelt wird. Die Besatzung eines Streifenwagens nahm ihre Personalien unweit des Denkmals auf. Ob zwischen ihrem Auftritt und den gestohlenen Kränzen ein Zusammenhang besteht, weiß die Polizei bislang nicht.
In den Stadtrats-Fraktionen rief die Nachricht von den Geschehnissen am Sonntag unterschiedliche Reaktionen hervor. Wohlgemerkt waren die Vertreter von SPD, PDS und Bürger für Freital/Grüne in Potschappel nicht dabei. Einige SPD-Leute begingen den Volkstrauertag auf dem Deubener Friedhof, während andere krank zu Hause lagen. Olaf Wasner, Fraktionschef von Bürger für Freital, warnte gestern davor, „das Gedenken an Tote zu ideologisieren“ – und verurteilte diejenigen, die „eng denken oder Krawall suchen.“
PDS-Vize-Fraktionschef Roland Willing warf hingegen OB Mättig vor, auf die NPD-Teilnahme nicht reagiert zu haben. „So etwas hätte ihm auffallen müssen“, so Willing.
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