Sächsische Zeitung
Freitag, 7. Dezember 2007
Die TU Dresden hat die Störaktion von Neonazis gestern scharf verurteilt. Die Polizei fahndet nach einem braunen Schläger.
Von Alexander Schneider
Eine Studentin wurde am Mittwochabend von einem Rechtsextremisten ins Gesicht geschlagen. Die 22-Jährige hatte eine Nazi-Demo vor dem Hörsaalzentrum der TU Dresden an der Bergstraße beobachtet. Als sie die braunen Umtriebe fotografierte, kam es zu einem Streit, in dessen Folge sie von einem Rechtsextremisten geschlagen wurde. „Wenn zum Glück nicht einer dazwischengegangen wäre, hätte der mich noch schlimmer verletzt.“ Der Studentin wurde übel. Sie erlitt eine Schädelprellung, musste zum Arzt. „Ich habe den Angriff angezeigt und der Polizei den Täter gezeigt“, sagte sie. Doch die Beamten hätten den Mann nicht gestellt. „Wir haben Aufnahmen gemacht und werden den Täter ermitteln“, sagte eine Polizeisprecherin dazu gestern.
Versuchte Provokation
Etwa 40Rechtsextremisten hatten laut Polizei zunächst einen Vortrag in der TU Dresden massiv gestört (die SZ berichtete). Schon vor Beginn hatten sie sich im Hörsaal breitgemacht. „Manche drängten sich mit Gewalt an Ordnern vorbei“, sagte Mitveranstalterin Kristin Hofman von der Hochschulgruppe der Linkspartei. „Wir wollten keine Nazis dabeihaben.“
Die ungebetenen Gäste waren gut vorbereitet: Sie hatten Transparente, Fotoapparate und Megafon dabei. Offenbar wollten sie Teilnehmer verunsichern und den Abend platzen lassen. Erst als die Polizei das Hausrecht durchgesetzt hatte, konnte Oberstaatsanwalt Jürgen Schär, Leiter der Staatsschutzabteilung, seinen Vortrag halten. Auf Einladung der Rosa-Luxemburg-Stiftung und der Hochschulgruppe berichtete er über die Strafverfolgung von Rechtsextremisten.
Unterdessen veranstalteten die Neonazis, darunter NPD-Aktivisten wie der Landtagsabgeordnete René Despang und verurteilte Straftäter, eine lautstarke Spontan-Demo vor dem Hörsaalzentrum. Sie trommelten an Scheiben und Rollos, um den Vortrag weiter zu stören.
50 Beamte waren im Einsatz
Die Polizei, im Einsatz waren nun 50 Beamte, beendete die Aktion. Es kam zu keinen Störungen. Die Beamten haben jedoch den früheren NPD-Kreisvorsitzenden Sven H. (36) abgeführt. Er verbrachte mehrere Stunden im Gewahrsam, weil er der Aufforderung, die Uni zu verlassen, nicht nachgekommen war.
TU-Rektor Hermann Kokenge sagte: „Ich bin empört, dass diese Veranstaltung auf dem Campus von Neonazis gestört wurde. Selbstverständlich werden wir auch künftig solche Veranstaltungen durchführen und keinesfalls rechten Akteuren das Feld überlassen.“
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