Sächsische Zeitung - Freitag, 20. Juni 2008
Auf Biegen und Brechen: Nazis wollen am Sonnabend in Dresden feiern
Von Alexander Schneider
Nachdem ihr Sachsentag in Pappritz untersagt wurde, plant die NPD ihr Treffen an anderen Orten.
Unglaublich: Nur einen Tag, nachdem das Oberverwaltungsgericht der NPD am Sonnabend das Feiern in Pappritz untersagt hatte, mobilisierte die Parteijugend gestern ihr Publikum nach Kaditz, auf die Brache eines Gemüsebetriebs an der Grimmstraße 73. Dort meldete der NPD-Kreisverband ein Sommerfest an – wohl mit der Ausstattung des in Pappritz geplanten Sachsentages, Nazi-Bands, Kühlgeräten, zwei Festzelten, Bühne und Hüpfburg.
Doch auch das floppte gestern. Als Gerhard Schulz – ein Gartenbauer aus Papenburg, seit der Rückübertragung wieder Eigentümer der Fünf-Hektar-Fläche – Wind davon bekam. „Um Gottes willen“, sagte er und untersagte das braune Treiben auf seinem Beton. „Bei mir ist kein Platz für rechts- oder linksextreme Feste.“ Er hatte keine Ahnung von dem Nazi-Spuk, wusste nur von einem kleineren Grillfest, eines Mieters, einem Balkonbaubetrieb. Kein Wort von 1000 Rechtsextremen, lauter Musik, Polizeieinsatz und Gegendemos, wie 2007 in der Pappritzer Tennisanlage.
Es gab gestern noch ein Treffen vor Ort, bei dem die NPD ihr Kaditzer Fest abgeblasen hat. „Vielleicht wurden wir falsch verstanden“, so NPD-Sprecher Andreas Storr.
Doch auch mit dieser Absage ist ein braunes Fest am Sonnabend nicht vom Tisch. Im Gegenteil: Storr kündigte an, weiter um Pappritz kämpfen zu wollen. Nun per Eilverfahren vor dem Bundesverfassungsgericht. Und falls auch das wieder scheitert, werde man an einem dritten Ort die Zelte aufbauen. Wo, wollte Storr nicht sagen. Nur so viel: „In Dresden.“
Das Verfassungsgericht hat zwar gestern den NPD-Antrag abgelehnt, doch die Stadt muss nun einen Bescheid machen. Gegen den die NPD dann wieder vorgehen kann – das bedeutet heute reichlich Arbeit für die Gerichte. Parallel bereitet auch die Polizei einen Großeinsatz vor.
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