Von Anja Köhler

Am Sonnabend soll es in der Stadt Konzerte der rechtsextremen NPD geben. Dagegen formiert sich Widerstand – auch gegen den Vermieter der Räume.

Rothenburg steht Kopf. Denn seit bekannt ist, dass die rechtsextreme NPD und die Freien Kräfte am Sonnabend mit mehreren hundert Gästen ihren Wahlkampfauftakt im Ortsteil Geheege begehen wollen, ist in der Stadt nichts mehr wie es war. „Wir haben Angst und sorgen uns um das Image unserer Stadt“, äußerten Bürger während einer in der vergangenen Woche von Bürgermeisterin Heike Böhm (SPD) einberufenen Bürgerversammlung. Im Saal des Rathauses ist jedoch auch offensiv darüber diskutiert worden, wie die Rothenburger mit der vornehmlich im Internet angekündigten Veranstaltung, bei der mehrere einschlägig bekannte Bands auftreten sollen, umgehen wollen. „Wir werden Gesicht zeigen und gegen die NPD und ihre menschenverachtende Ideologie ein klares Zeichen setzen“, sagte Böhm.

Kerzen in die Fenster stellen

Geplant sind Aktionen von Stadt und Kirche für Toleranz und Demokratie unter dem Motto „Bunte Vielfalt statt brauner Einfalt“. Entsprechende Banner sollen aufgehängt, ein Friedensgebet abgehalten und eine Lichterkette gebildet werden. In einem Flyer werden die Bürger zudem dazu aufgerufen, Kerzen in ihre Fenster zu stellen und so ihrer Meinung Ausdruck zu verleihen. „Wir hoffen, dass sich so viele Menschen wie möglich unseren Aktionen anschließen“, so Böhm, „willkommen sind dabei auch alle, die nicht aus Rothenburg stammen.“ Dass sich Rothenburg gegen die Veranstaltung der Rechten wehrt, ist auch für Pfarrer Rüdiger Bernhardt selbstverständlich. „Wir müssen gemeinsam Courage beweisen“, so Bernhardt. Er sei zwar gern Deutscher, aber „wenn ich diesen braunen Sumpf und die im Internet kursierenden Texte sehe, rollt es mir die Fußnägel hoch.“

Petra Schickert vom Verein „Kulturbüro Sachsen“ aus Pirna, der seit 2001 Beratungen in Sachen Bürgerschaftsengagement und gegen Rechtsextremismus durchführt, lobt die Initiativen der Rothenburger. „Das offensive Herangehen sehen wir sehr positiv und das haben wir in dieser Form bisher noch nicht erlebt“, sagte Schickert, die in den vergangenen Tagen mehrfach in Rothenburg gewesen ist – auch am Dienstag Abend, als es eine weitere Bürgerversammlung für die Einwohner von Geheege gegeben hat. Dorthin war auch Steffen Hentschel, der Besitzer der Gaststätte „Zur Deutschen Eiche“ gekommen, in der die Konzerte stattfinden sollen. Er erklärte, dass er die Räume der NPD zur Verfügung stellt, weil er „schließlich irgendwie Geld verdienen muss.“ Allerdings hätte er das auch bei jeder anderen Partei getan. Die Einwohner von Geheege hatten ihm unter anderem vorgeworfen, „den Ruf des Ortes massiv zu beschädigen.“ Pfarrer Bernhardt und Bürgermeisterin Böhm hatten Hentschel angeboten, mit der Stadt in der Gaststätte zu feiern, sofern er die Konzerte absagt. Bis heute Abend hat Hentschel Zeit, sich zu entscheiden.

Polizei wird vor Ort sein

Unklar ist derzeit, ob es sich bei den Konzerten am Sonnabend um eine einmalige Veranstaltung handelt oder ob die NPD regelmäßige Treffen in Geheege abhalten will.

Die Polizei hat angekündigt, am Sonnabend in angemessener Präsenz vor Ort zu sein.