Sächsische Zeitung, 17.06.2009
Unbekannte haben im Vorfeld der Kommunalwahl einen anonymen Flyer gegen die NPD verfasst.
Von Jan Lange
Bürgermeisterin Marion Prange ist stolz auf ihre Ostritzer. Stolz darauf, dass sie sich im Vorfeld der Kommunalwahl klar positioniert haben. Und zwar gegen den Kandidaten der NPD. In einem anonymen Flugblatt wurde vor dem Urnengang dazu aufgerufen, die Stimme nicht der NPD und ihrem Stadtratsbewerber zu geben. „Das finde ich bemerkenswert“, sagt die Rathauschefin.
Das Ostritzer Flugblatt ist eine der wenigen Aktionen im Landkreis gegen das Bestreben der NPD, in die Kommunalparlamente einzuziehen. In dem Flugblatt heißt es dazu: „In Anbetracht der Tatsache, dass die NPD nun auch nach Ostritz drängt, wollen wir nicht stillhalten und haben uns daher für diesen Flyer entschieden.“ Unter den demokratischen Kräften sei, so bestätigen mehrere Ostritzer, intensiv überlegt worden, wie man sich gegen die Kandidatur der Rechten engagieren kann. Ein Teil der Ideen, wie beispielsweise die Aufstellung zusätzlicher demokratischer Bewerber, sei allerdings an den formalen Bedingungen gescheitert.
Nur 2,6 Prozent bei der Wahl
Nach Auffassung der Flugblatt-Verfasser braucht Ostritz die NPD nicht. Nicht anders sehen es die Ostritzer. Bei der Kommunalwahl erteilten sie den Rechten eine „Abfuhr“ – der Kandidat der NPD kam auf 2,6 Prozent und schaffte nicht den Einzug in den Stadtrat.
Der alte und neue CDU-Stadtrat Steffen Blaschke ist dennoch überrascht, dass der NPD-Kandidat immerhin noch 95 Stimmen erhielt. Ob das Flugblatt an dem geringen Stimmenanteil der Rechten seinen Anteil hatte, ist schwer nachweisbar. Zumindest wird gut eine Woche nach der Wahl immer noch über den Flyer diskutiert – sei es beim Kirchengang oder übern Gartenzaun mit den Nachbarn. Allerdings nicht mit den Verfassern. Denn wer hinter dem Flugblatt steckt, bleibt unbekannt. Aus gutem Grund, wie dessen Schreiber erklären.
Sie scheuen laut Aussage auf dem Flugblatt nicht die sachliche Auseinandersetzung mit der NPD, sondern fürchten vielmehr eine gewalttätige Reaktion der „Kameradschaften“ aus den Nachbarorten von Ostritz.
Wie die NPD-Anhänger reagieren, zeigte sich 2004 kurz nach der Landtagswahl, bei der die NPD in Ostritz 5,9 Prozent erhielt. Damals wurden auf die Klosterstraße rechte Parolen geschmiert.
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