Sächsische Zeitung, 21.08.2009
Die Veranstaltungen der Neonazis werden von Bürgerprotest begleitet.
Von Mareike Huisinga und Alexander Müller
Heftiger Gegenwind wehte der NPD gestern in Heidenau und Pirna entgegen. Ein breites Bürgerbündnis hatte zum Protest gegen die Wahlkampfveranstaltung aufgerufen. Mit Erfolg. Rund 120 Gegner versammelten sich mittags an dem Bahnhofsvorplatz in Heidenau und boten den Nazis die Stirn. Vertreten waren auch die demokratischen Parteien von Heidenau. „Wir wollen zeigen, dass wir nicht bereit sind, die NPD in unserer Stadt zu dulden. Es ist zwar Wahlkampf, aber an dieser Stelle haben wir eine Gemeinsamkeit gefunden“, betonte Bürgermeister Michael Jacobs (CDU). SPD-Landtagskandidat Ralf Wätzig konnte dem nur zustimmen. Auch Vertreter von den Linken, der FDP, der Heidenauer Bürgerinitiative und den Grünen waren anwesend. „Wir brauchen die Rechten nicht in unserer Stadt und müssen unsere Kinder vor dem gefährlichen Gedankengut schützen“, sagte Rosi Wolf aus Heidenau von den Linken.
Nicht nur Politiker setzten ein eindeutiges Zeichen gegen Rechts. Auch mehrere Heidenauer Vereine stellten sich den zwei NPD-Bussen gegenüber. „So einen Auftritt der Braunen darf man nicht hinnehmen. Mein Vater ist wegen der Nazis im Krieg gefallen. Ich sage heute ganz laut ,Nein‘“, erklärte Hildegard Förster vom Städtepartnerschaftsverein Heidenau.
Zusätzliche Unterstützung kam von außerhalb, unter anderem von der Aktion Zivilcourage Pirna und der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Pirna/Dresden. „Es ist mir einfach ein Bedürfnis, hier zu sein und ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen“, betonte Stanka Dimova von der Awo-Migrantenberatung. Trotz der Hitze setzte sich Hannes Merz aus Pirna auf sein Fahrrad und fuhr nach Heidenau: „Ehrensache, dass ich heute dabei bin, um zu protestieren“, lautete der kurze Kommentar des jungen Mannes.
Dementsprechend wenig Erfolg hatte NPD-Landtagskandidat Holger Apfel. Trotz Mikro konnte er sich kaum gegen die vielen Trillerpfeifen und lautstarken Protestrufe durchsetzen. 14 Uhr brach die NPD ihre Veranstaltung vorzeitig ab.
Ein ähnliches Bild präsentierte sich später auch in Pirna, wo die Neonazis gegen 16 Uhr auf dem Dohnaischen Platz auftauchten. „Da kriegt man ja ein Magengeschwür, wenn man zuhört“, sagte eine Passantin, die notgedrungen am Stand der NPD vorbei musste. Der war eher von Kamerateams und Journalisten denn von Sympathisanten umgeben. Letztere waren maximal 20, zum Teil stark angetrunkene, Leute. „Ich habe selten so einen Schwachsinn gehört“, sagte Pirnas Oberbürgermeister und Schirmherr der Aktion Zivilcourage, Markus Ulbig (CDU), der es sich nicht nehmen ließ, ebenfalls Präsenz gegen die Nazis zu zeigen.
„Haut ab!“-Rufe begleiteten die NPD-Fahrzeuge, als sie verschwanden – in Richtung Papstdorf, wo die NPD-Kreisgeschäftsführerin und Königsteiner Stadträtin Carmen Steglich im Hotel „Erblehngericht“ den Saal gebucht hatte.
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